Stressfrei mit dem Menschen unterwegs. Eine Parabel für Hunde mit Menschen.
Eine Parabel. Eine Provokation.
Beat Bleuer Feb. 2019
Vorweg eine Geschichte.
Die Mutter geht mit dem kleinen Hansli auf den Spielplatz. Nach kurzer Zeit bemerkt Hansli, dass ein anderer Junge einen super Spielbagger hat. Er geht zum ihm hin, schubst den Jungen weg und nimmt den Bagger. Das Geschrei geht los. Hanslis Mutter eilt in einer Aufregung herbei: „Aber Hansli, das darfst du doch nicht machen!“
Hansli und der andere Junge bekommen zur Beruhigung der Situation je einen Schokoriegel.
Einige Zeit später sieht Hansli einen anderen Jungen mit einem grossen Lastwagen, wie es weitergeht, wissen Sie ja schon. Auch diesen Fall klärt die Mutter mit einem Schokoriegel.
Der Friede auf dem Spielplatz sollte nicht lange anhalten.
Ein Junge fährt mit seinem neuen Fahrrad auf den Spielplatz und dieses Bike gefällt Hansli besonders gut. In einem Moment, da der Fahrradbesitzer mit anderen Kindern spielt, setzt sich Hansli auf das Rad und macht sich davon. Wieder ein riesen Trubel. Hanslis Mutter schreit: „Hansli komm sofort zurück, hörst du, du bekommst einen Schokoriegel!“
Hansli hat keinen Bock zu drehen, was ist schon so ein Schokoriegel gegen eine Spritztour mit dem Bike. Die Zeit verstreicht, etwa eine halbe Stunde später kommt Hansli zurück. Der bestohlene Junge und die Mutter sind wütend, die Mutter aber auch glücklich, dass Hansli zurück ist. „Hansli so etwas machst du nie wieder !“ Aber weil du zurückgekommen bist, kriegst du einen Schokoriegel.
Fazit der Geschichte: Die Mutter übernimmt die Verantwortung für das Handeln ihrer Sohnes nicht, sondern sie gibt einen Schokoriegel ab.
Handeln nicht viele Hundehalter ähnlich wie die Mutter von Hansli? Sie lassen den Hund ab der Leine und weg ist er, jagt andere Tiere, rempelt Menschen an und kommt nicht mehr zum Hundehalter zurück. Irgendwelche Leckerlis oder Spielzeuge sollen den Hundehalter „interessant“ machen. Kein Hund käme jemals auf den Gedanken nur etwas zu tun, wenn es etwas dafür gibt.
Die Frage ist doch, ist der Chef derjenige, der die Leckerli frisst oder der, der sie gibt?
Beim Spaziergang reisst der Hund die ganze Zeit an der Leine, die am Halsband angemacht ist. Was wird geändert? Die Leute kaufen sich ein Brustgeschirr, so ist der Schaden für die Wirbelsäule geringer und noch eine Flexileine, so wird der Freiraum grösser. Super.
Man nimmt die Führungsrolle in der sozialen Kommunikation mit dem Hund nicht wahr. Nicht die angespannte Leine, Futter oder Spielzeug noch konditionierte Übungen bestimmen die Beziehung. Es geht nicht um Unterordnung (sich unter ordnen), sondern um eine soziale Absprache auf einer Ebene, die der Hund versteht.
Nehmen Sie Ihren Partner oder Ihre Kinder auch an die Leine, wenn Sie das Haus verlassen (weil Sie Ihnen nicht trauen)? Zwangsläufig führt das zu grossem Frust der Angebundenen und Sie müssen versuchen es wieder mit dem Schokoriegel zu schlichten, was Ihnen aber nicht gelingen wird, weil durch das Anbinden die soziale Kommunikation verloren geht.
Kinder werden behütet. Es wird ihnen erklärt was sie dürfen und was nicht, mit dem Ziel, dass sie sich entwickeln können und als Erwachsene vollwertige Familienmitglieder werden. Auch der Hund braucht klare soziale Strukturen (der Hund stammt vom Wolf ab und dieser zählt zu den sozialsten Tieren). Diese Kommunikation mit Ihrem Hund zu erreichen ist nicht so schwierig, wie Sie vielleicht denken. Er lebt in Ihrer Familie, Sie bestimmen die Regeln und tun Sie es aus dem Bauchgefühl heraus (ohne Leckerli), dann kommt es gut.
Es geht nicht um eine neue Ausbildungsmethode, sondern es ist das zusammen Leben im Rudelverband, das die klaren Regeln bestimmt.
Vielleicht konnte ich Sie zu dem einen oder anderen Gedanken anregen.
Wahre Worte‼️