Der Hund, der beste Freund des Menschen?

Der Hund, der beste Freund des Menschen? Oder: Was ist Freundschaft, und gibt es echte Freundschaft zwischen Mensch und Hund? 

Es kursieren viele Vorstellungen, Allgemeinplätze und Mythen zu Tieren. Ganz besonders zu Hunden, die so eng mit uns zusammenleben. 

Genauso gibt es unglaublich verschiedene Sichtweisen, was soziale Beziehungen angeht. Zeit, mal genauer nachzuschauen, was denn da dran ist.

Zur Beantwortung dieser Frage sollte zuerst einmal geklärt sein, was dieses Wort eigentlich bedeutet. 

Ich fasse den Begriff folgendermaßen auf: Freundschaft bezeichnet eine soziale Beziehung zwischen zwei oder mehr Personen, die sich auf freiwilliger Basis einander verbunden fühlen.

Hierzu der Soziologe F. Tönnies: Freundschaft ist „am ehesten gegeben durch Gleichheit oder Ähnlichkeit des Berufes oder der Kunst“ (Gemeinschaft und Gesellschaft, Berlin 1926, S. 15). Das heisst, Freundschaft entsteht unter Gleichen, unter Persönlichkeiten, die Erfahrungen oder Fähigkeiten miteinander teilen. Dies bedeutet aber auch, dass der Begriff „Freundschaft“ eine soziale Beziehung unter Gleichberechtigten, „auf Augenhöhe“ bezeichnet.

Freundschaftliche Beziehungen können durchaus Aspekte von gemeinschaftlich orientiertem Verhalten wie es beispielsweise in einer Familie vorkommt, aufweisen. Hier möchte ich unter Anderem erwähnen: Vertrauen, sich aufeinander verlassen können, füreinander einstehen. 

Jedoch gibt es auch deutliche Unterschiede zwischen Freundschaften und den Beziehungen, wie sie in einer Familie oder einem Rudel von Caniden sind. Dementsprechend auch in einem Familienrudel, dem sowohl Menschen als auch Hunde angehören.

Zuerst einmal sind Freundschaften gewählt, und zwar frei, von beiden Seiten. Dies ist so weder im Fall einer Familie mit Kindern, noch im Fall von Menschen, die einen Hund halten. Die Erwachsenen entscheiden sich, dies ist aber einseitig! Nur die eine Hälfte dieser Beziehung hat sich aktiv entschieden - weder das Kind, das geboren wird, hat sich vorher dazu entschieden, noch der Hund, den wir zu uns holen.

Auch sind (oder sollten sein) Freundschaften auf „Augenhöhe“ - damit will ich nicht sagen, das es nicht auch sehr unterschiedliche Freundespaare geben kann! 
Da, wo jemand für den anderen jedoch die Verantwortung trägt, oder einer vom anderen abhängig ist, mag dies eine sehr wertvolle soziale Beziehung sein, aber von Freundschaft sollte man in solchen Fällen nicht sprechen. Als Beispiel sei hier genannt: Mutter – Kind; Hundehalter – Hund; Lehrer – Schüler 

Gerade im familiären Kontext halten wir es für sehr wichtig, dass jedes Mitglied der Gemeinschaft sich seiner sozialen Rolle und der damit einhergehenden Anforderungen bewusst ist und in diese Rollen auch hineingeht. Wenn dies nicht passiert, kann es dazu kommen, dass der Schützling (ob Kind oder Hund oder....) zum einen psychische Defizite und/ oder Verhaltensauffälligkeiten zeigen wird, und zum anderen auch ganz konkret Gefahren auf die Beteiligten zukommen. Der Kinderpsychiater Michael Winterhoff nennt in seinem Buch „Mythos Überforderung“ einige Beispiele, wie Kinder in einem gewissen Alter die Tragweite von Entscheidungen noch nicht überblicken können, und überfordert werden, wenn man ihnen dennoch solche Entscheidungen abverlangt. So kommt ein Kind bei Schneefall mit Sandalen in den Kindergarten...

Ähnlich ist es, wenn ein Hund in der Familie ist: Der Hund kann schliesslich nicht die zivilisierte Menschenwelt in vollem Umfang überblicken, lasse ich als Halter ihn jedoch entscheiden, wird auch er (so wie das Kind sich für die schönen Sandalen entschieden hat) sich entscheiden. Das ist jedoch oft dann nicht im Sinne des Halters...

So ist es an den Erwachsenen, die Verantwortung zu übernehmen, für die Kinder und auch für den Hund. 

Verabschieden wir uns von dem Wunsch, ohne Verantwortungsübernahme zu leben, so können alle Mitglieder der Gemeinschaft profitieren. Wir können dann unseren Teil beitragen und dürfen uns getragen fühlen. Dass wir in einer Gemeinschaft, einer Familie, einem Rudel eben unterschiedlich sind und verschiedene Fähigkeiten mitbringen, das macht uns doch erst zu dem, was wir sind.

Was zu sagen bleibt: Mensch und Hund können eine sehr tiefe Verbundenheit, Verbindlichkeit und Verständnis füreinander entwickeln. Freundschaft im üblichen Sinne sollte man es jedoch nicht nennen. 

Mein erster Hund

Mein erster Hund
von Hubert Asam

Wie immer roch es nach Milch und nach Stall, nach gekochten Kartoffeln und das Mahlen der Zähne der Kühe in ihren Raufen war schon damals das schönste Geräusch der Welt für mich.

Nur das Miauen der kleinen Katzen in den Ställen der Bauern versprach noch mehr Abenteuer und wir durften sie immer suchen gehen, wir Kinder.

Bei meinem Großvater war ich meist das einzige Kind, ich kannte die Kinder dort im Dorf nicht.

Mein Großvater war ein so wundervoller kleiner, gebückter uralter Bauer. Mit einem grauen Zwirbelschnauzbart, immer eine blaue Kittelschürze um.

Meist stand er mit ein paar Kälbchen an der Seite des Stalles an der Fenster waren und ließ sie trinken.

An Schlachttagen, die für uns ein Fest waren, saß er neben der Drehkurbel der hölzernen Maschine, die die Rüben und die gekochten Kartoffeln zerhackte, die die Schweine zu fressen bekamen.

Ein Bolzenschuss, sagte man mir, das Tier ist dann betäubt.

Ich verstand es als Kind nicht, aber natürlich wusste ich, was schlachten bedeutet. Mein Großvater saß dann stundenlang an einem Eimer mit Blut und rührte und rührte damit es nicht stockte und bereitete so die köstliche Blutwurst vor, die es im Herbst zusammen mit Leberwurst und Kraut gab.

So erinnere mich an meinen Großvater, bei den Kälbchen, rührend am Eimer, bei den Tauben, die im Stroh wohnten. Oder in der Stube unter dem Säbel aus dem ersten Weltkrieg. Großvater wurde zweimal Kriegsteilnehmer, er wurde 1898 geboren und musste beide Kriege miterleben. Er mochte den Krieg nicht und hat viele Geschichten von der Menschlichkeit erzählt , die sie als junge Burschen versuchten zu bewahren in dem vollkommenen Chaos um sie herum. Was für ein Mann, dieser kleine gebückte Bauer. Ich liebte ihn. ER war gut zu den Tieren und gut zu den Menschen, war fleißig und übervorteilte niemanden.

Vielleicht beim Karteln, aber da durfte ich nie mit. Sonntag morgens fuhr ein weißes Nachkriegs-DKW Coupé, mit Zweitaktmotor und Haifischflossen, auf den Hof vor dem einfachen kleinen Bauernhaus in der Nähe von Dachau. Geranien, Misthaufen, Hundehütte, Straße und Bankerl. Besetzt mit anderen drei Altehrwürdigen, mit grünem Samthut und Tracht.

Opa kam in der Dachauer Tracht aus dem Haus und sie fuhren zum Wirt, Karten spielen.

Mari, Hubert und Opa bei der Kommunion

Im Dorf heißt die eine Hälfte Maurer und die andere Hälfte Asam, die Grabsteine auf dem Friedhof tragen kaum andere Namen, ein Paar Meyer gibt es noch. Bei seiner Beerdigung wurde ich ohnmächtig. Der Weihrauch sagte man.

Opa stand da, leicht gebeugt mit einem Lächeln wie warmer Regen, einem Blick der so freudvoll und hintergründig war wie nur sein Blick war.

Er begrüßte mich und ließ mich die Kälbchen mit füttern, das schmatzende Geräusch, der Stallgeruch, die Wärme, hätte ich eine Zeitmaschine, dahin würde ich gerne zurückreisen. Im Stroh lagen ein paar Kätzchen und daneben schlief sein Hund Wasti, ein Langhaardackel, wie es sie auf den Höfen viel gab.

Die Bauern waren auch die Jäger, die einen erlaubt und die anderen eben unerlaubt. Ein Dackel schadete jedenfalls nicht, wenn man über die Felder fuhr und immer ein Taschenmesser parat hatte oder wusste wo eine Flinte vom Krieg vergraben war.

Den Hof bewachten immer Schäferhunde.

Wie immer fragte ich ob ich eines der Kätzchen haben dürfte. „Da müssen wir die Mari fragen“. Die Mari war meine Mam. Man spricht es Maari aus. Mit viel a und wenig i.

Mist. Das war nie gut. Zwischen mir und den Tieren stand meistens die Mam. Nicht immer, ich hatte schon so manches Viehzeug angeschleppt. Kleine Katzen vor die Tür gesetzt und behauptet sie wären mir nachgelaufen beim „Miilihoin“, beim Milch holen. Die Bauern waren froh, sie waren sie los und ich war glücklich.

Sie ließ sich schon auch mal erweichen.

Der Großvater hörte sich auch gespannt meinen allergrößten Wunsch an: einen Hund haben zu wollen. Einen, der treu an meiner Seite wäre, der immer bei mir wäre, der mit mir durch die Wälder streifte, mit mir spielte und Abenteuer mit mir erlebte.

Weißt du denn, dass du mit einem Hund immer gehen musst und du immer für ihn da sein musst, Hubert? Ja natürlich wusste ich das, ich war schließlich ein Kind und niemand war stärker als ich oder schlauer. Jeden Tag war bestimmt morgen.

Ich bat inständig darum und man muss dazu sagen, dass es damals kein großes Ding war, einen Hund ins Haus zu holen. Es war eher selten, dass Hunde an Privathäusern waren, aber man machte kein großes Geschiss darum.

Bei uns im Dorf hatten die Bauern und der Jäger Hunde, dann gab es einen Lassie, also einen der Hunde, die man damals vom Katalog aus bestellen konnte nach dem Filmheld und einen Spitz und den Hund der Gräfin, einen dreibeinigen Kurzhaar, dem sie blind wie ein Maulwurf mit ihrem Golf das Bein abgefahren hatte. Sie jagte den Golf im ersten Gang mit 50 durchs Dorf, niemand wollte ihr verraten wo der zweite Gang des Autos war, vor allem der Hund hat dicht gehalten.

Mein Hund würde alles können, schwimmen und jagen und Stöckchen holen und eine Kutsche ziehen und Diebe aufspüren und gegen ihn war Lassie ein müdes Eichhörnchen.

Ich war ein nicht wirklich schüchternes Kind, aber Selbstbewusstsein sieht anders aus.

Mein Großvater wusste das, sein Sohn war früh verstorben, verunglückt mit dem Lastwagen und der Säugling, den er hinterlassen hatte, fragte ihn jetzt nach einem Hund.

Ich glaube, dass eine große Weisheit aus ihm sprach, als er sagte.

„Des kriang ma scho Hubert, werst seng“.

Das kriegen wir schon, wirst sehen.

Wenig später kam auch meine Mutter, die Maari in den Stall, um nach mir zu sehen, sie hatte alle Eier eingepackt, die sie mitnehmen wollte (das war immer der offizielle Grund für den Besuch des 40 km entfernten Hofs).

Schau mal Mam, was für schöne Kätzchen? Krieg ich eines? Das getigerte?

Das Gesicht meiner Mutter sprach Bände. Eher steht Winnetou von den Toten auf und du hörst die Glocken von Santa Fe, kleiner Bruder, als dass du eine dieser Katzen mit nach Hause nimmst.

Sie hatte diese seltsamen Strickhemdchen an, hellbeige oder weiß mit Zopfmuster, Wolle war das nicht. 70er Jahre Zeug eben. Ihre Frisur war immer eine Zeitlang frisch gefräst, dann kamen immer mehr Späne durch das Dickicht, die sie mit Haarwicklern und Rollbürsten wieder in etwas brachte, was man in den 70ern für Form hielt.

Diese seltsamen kurzen Ärmelchen und BHs die Brüste wie Panzer erscheinen ließen. Mir sagte das ja noch nichts, aber so spitz konnte das nicht wirklich sein, das fiel mir irgendwie sofort auf. Es passte nicht, das Zopfmuster zur Kittelschürze meines Großvaters. Großvater hatte auch einen Forellenteich. Es gibt nichts schöneres auf dieser Welt als einen Forellenteich am Waldrand und mein Opa steht dort. Oft, wenn wir heim fuhren, warfen wir noch etwas Futter in den Teich und durften aus dem Gewimmel einen der Zappelfische ziehen und mit nach Hause nehmen.

Ich liebe Fisch bis heute. Der Freund meiner Mam später mal mochte ihn nicht. Ich ihn auch nicht.

Das gefräste und gezopfte und toupierte und das Schnurrbärtige verschmitzte, gebeugte im blauen Kittel, das waren zwei Welten wie sie fremder nicht hätten sein können. Ich verstand nichts. Absolut nichts.

"Ja die sind ja noch viel zu klein, da nehmen wir dann eine mit wenn wir wieder kommen." Sagte Mam Maari.

„Wann kommt ihr denn wieder ?“ schnurrte es unter dem Bart meines Großvaters hervor und ich kann mich an die kleine Bewegung seines Mundwinkels für immer erinnern.

"In drei Monaten."

Damit war Großvater klar, die Kätzchen sind längst zu alt. Ich freute mich auf das nächste mal, ich würde ja ein Kätzchen kriegen. Wasti war in der Zeit aufgestanden und dackelte um meine Mam herum, es war ein wirklich sehr hübscher roter Langhaardackel. „Der Hubert hätte so gerne einen Hund“, sagt der Großvater plötzlich.

Totenstille. Old Shatterhand blickt in den Abendhimmel, die Glocken von Santa Fe läuten, ich kann sie genau hören.

„Ja aber das geht beim besten Willen nicht“, sagt Maari.

„Gell Maari, wenn der Wasti einmal Junge hat, dann kriegt der Hubert einen.“ Da lachte sie laut auf, sie war wirklich sehr erleichtert. „Ja freilich, wenn der Wasti einmal Junge hat, dann bekommt der Hubert einen Hund“. Sie war wirklich froh, aus dem Schneider zu sein.

Die Glocken, wie sie läuteten und wie sehr ich mich freute! Wie unglaublich, mein Glück war vollkommen. Ich werde einen Hund und eine Katze bekommen. In drei Monaten. Mein Leben war gerettet, für immer. Für immer und ewig.

„Vergiss nicht Maari, was man einem Kind verspricht, das muss man immer halten“ sagte Großvater zum Abschied. Seine Augen glucksten schier, sein Mund war ein einziges Lächeln, er strahlte auf eine ganz zurückhaltende Weise.

Opa, Hubert und Maari waren sehr glücklich, jeder auf seine Art.

Opa und Hubert wussten, dass Wasti eine Hündin war, Maari hatte damit nicht gerechnet. Großvater wusste, dass der Wasti und der Schäferhund vom Moar gerne gemeinsam Dinge in der Freizeit teilten.

Nach drei Monaten kamen wir zurück und es lagen nebeneinander 5 Welpen und 5 rotweiße Kätzchen im Stroh.

Was man einem Kind verspricht, das muss man halten.

Stressfrei mit dem Hund unterwegs – eine Provokation

Stressfrei mit dem Menschen unterwegs. Eine Parabel für Hunde mit Menschen.
Eine Parabel. Eine Provokation.

Beat Bleuer Feb. 2019

Vorweg eine Geschichte.

Die Mutter geht mit dem kleinen Hansli auf den Spielplatz. Nach kurzer Zeit bemerkt Hansli, dass ein anderer Junge einen super Spielbagger hat. Er geht zum ihm hin, schubst den Jungen weg und nimmt den Bagger. Das Geschrei geht los. Hanslis Mutter eilt in einer Aufregung herbei: „Aber Hansli, das darfst du doch nicht machen!“

Hansli und der andere Junge bekommen zur Beruhigung der Situation je einen Schokoriegel.
Einige Zeit später sieht Hansli einen anderen Jungen mit einem grossen Lastwagen, wie es weitergeht, wissen Sie ja schon. Auch diesen Fall klärt die Mutter mit einem Schokoriegel.

Der Friede auf dem Spielplatz sollte nicht lange anhalten.
Ein Junge fährt mit seinem neuen Fahrrad auf den Spielplatz und dieses Bike gefällt Hansli besonders gut. In einem Moment, da der Fahrradbesitzer mit anderen Kindern spielt, setzt sich Hansli auf das Rad und macht sich davon. Wieder ein riesen Trubel. Hanslis Mutter schreit: „Hansli komm sofort zurück, hörst du, du bekommst einen Schokoriegel!“

Hansli hat keinen Bock zu drehen, was ist schon so ein Schokoriegel gegen eine Spritztour mit dem Bike. Die Zeit verstreicht, etwa eine halbe Stunde später kommt Hansli zurück. Der bestohlene Junge und die Mutter sind wütend, die Mutter aber auch glücklich, dass Hansli zurück ist. „Hansli so etwas machst du nie wieder !“ Aber weil du zurückgekommen bist, kriegst du einen Schokoriegel.

Fazit der Geschichte: Die Mutter übernimmt die Verantwortung für das Handeln ihrer Sohnes nicht, sondern sie gibt einen Schokoriegel ab.

Handeln nicht viele Hundehalter ähnlich wie die Mutter von Hansli? Sie lassen den Hund ab der Leine und weg ist er, jagt andere Tiere, rempelt Menschen an und kommt nicht mehr zum Hundehalter zurück. Irgendwelche Leckerlis oder Spielzeuge sollen den Hundehalter „interessant“ machen. Kein Hund käme jemals auf den Gedanken nur etwas zu tun, wenn es etwas dafür gibt.

Die Frage ist doch, ist der Chef derjenige, der die Leckerli frisst oder der, der sie gibt?
Beim Spaziergang reisst der Hund die ganze Zeit an der Leine, die am Halsband angemacht ist. Was wird geändert? Die Leute kaufen sich ein Brustgeschirr, so ist der Schaden für die Wirbelsäule geringer und noch eine Flexileine, so wird der Freiraum grösser. Super.

Man nimmt die Führungsrolle in der sozialen Kommunikation mit dem Hund nicht wahr. Nicht die angespannte Leine, Futter oder Spielzeug noch konditionierte Übungen bestimmen die Beziehung. Es geht nicht um Unterordnung (sich unter ordnen), sondern um eine soziale Absprache auf einer Ebene, die der Hund versteht.

Nehmen Sie Ihren Partner oder Ihre Kinder auch an die Leine, wenn Sie das Haus verlassen (weil Sie Ihnen nicht trauen)? Zwangsläufig führt das zu grossem Frust der Angebundenen und Sie müssen versuchen es wieder mit dem Schokoriegel zu schlichten, was Ihnen aber nicht gelingen wird, weil durch das Anbinden die soziale Kommunikation verloren geht.

Kinder werden behütet. Es wird ihnen erklärt was sie dürfen und was nicht, mit dem Ziel, dass sie sich entwickeln können und als Erwachsene vollwertige Familienmitglieder werden. Auch der Hund braucht klare soziale Strukturen (der Hund stammt vom Wolf ab und dieser zählt zu den sozialsten Tieren). Diese Kommunikation mit Ihrem Hund zu erreichen ist nicht so schwierig, wie Sie vielleicht denken. Er lebt in Ihrer Familie, Sie bestimmen die Regeln und tun Sie es aus dem Bauchgefühl heraus (ohne Leckerli), dann kommt es gut.

Es geht nicht um eine neue Ausbildungsmethode, sondern es ist das zusammen Leben im Rudelverband, das die klaren Regeln bestimmt.

Vielleicht konnte ich Sie zu dem einen oder anderen Gedanken anregen.

Kultur und Archaik

Was ist Kultur? Und was ist bitteschön Archaik?
Bei kleiner Wolf führen wir die zwei Begriffe oft im Mund – Grund genug, uns einmal damit auseinanderzusetzen, was das eigentlich ist.

Ich werde hier einige verschiedene Aspekte anschneiden, um das Spannungsfeld zwischen den zwei Bereichen Kultur und Archaik darzustellen. Gerade der Begriff Archaik ist etwas Besonderes; der wird so nirgends sonst verwendet.
Es gibt in der Geschichtsforschung eine Epoche, die Archaik genannt wird; es gibt die umgangssprachliche Verwendung von „archaisch“, um etwas überholtes, sogar barbarisches zu bezeichnen. Das ist aber beides nicht das, um was es uns hier gehen soll.

Archaik ist der Grund, auf dem alles andere aufbaut. Dazu aus der altgriechischen Philosophie Arché: der Urgrund der Welt, der Anfang der Kausalketten, das Urprinzip des Seins.

Wir beschäftigen uns ja immer mit dem Sozialen, mit dem Zusammenleben. So handelt Archaik vom Gemeinschaftlichen, wo Sachverhalte auf der persönlichen Ebene geklärt werden.(Mutter zu Kind: „Lass das; ich will das nicht“ ist etwas anderes als „Lass das, das tut man nicht“)

Hier haben Instinkte und Intuition ihren Raum. (Dieser Person vertraue ich, da habe ich ein gutes Gefühl) Archaik ist der Urgrund. Hier braucht es keine Be-GRÜND-ungen. („Wir gehen jetzt nach Hause“ – „Lasst uns doch nach Hause gehen, ich sehe Wolken es könnte sein, dass ein Gewitter aufkommt“ (ohne Begründung benötige ich eine andere Rolle, dass meiner Aussage folge geleistet wird)). Das ist der Teil, den wir im Umgang mit den Hunden spüren können, und den wir (wieder) lernen können.

Archaik ist der Anfang und auch der Sinn von allem sozialen Umgang. Das klingt erst einmal komisch, aber: Es ist eben nicht das Woher, Wozu und die Kompromissfindung. Der Kern des Sozialen ist das Da-Sein, das Erkennen (von sich selbst und des Anderen) und das Abgleichen miteinander. Auch das Abgrenzen.
Es geht um „das ist so“, um „das will ich so“, „das brauchen wir“, „das bin ich und das bist du“

Wir begreifen Archaik als die Grundlage, mit der dann das „Alltagsgeschäft“ erst machbar ist, und gleichzeitig wird im echten Leben die archaische Basis laufend austariert.

Louis XIV

Verbindung und Zusammenhang von Kultur und Archaik

Ohne dass es uns groß auffällt, tauchen in unserer Kultur, im zivilisierten Umgang permanent archaische Aspekte auf. Was gibt es zivilisierteres als die Abendgarderobe beim Opernball? Und was gibt es archaischeres, als die archaisch-biologischen Körperattribute darzustellen?

In der Psychologie, die sich ja mit dem Auch-Kulturwesen Mensch beschäftigt, tauchen archaische Aspekte und der Umgang mit ihnen immer wieder auf. C.G. Jung spricht von „Archetypen“. Es sind Rollenbilder, Vorstellungen, die uns eingeschrieben sind. Wir haben alle eine Vorstellung von Vater, von Kind, Held, Krieger, Weise Frau....

Archetypen im menschlichen Zusammenhang sind ähnlich wie das, was wir auch von der Hundewelt kennen, da haben wir die Alphas, die Betas, die Mitläufer, den Prügelknaben... Beim Menschen ist das ganz ähnlich, nur etwas komplexer, vielschichtiger. Wir haben mehr Rollenvorstellungen, und sie sind spezifischer ausgeprägt. Vielleicht, weil wir in unserer Welt mehr unterschiedliche Bedürfnisse zu bedienen haben. Aber dennoch, egal in welche Kultur wir schauen, ähneln sich die Vorstellungen von gewissen Rollen und es gibt in den Erzählungen und prägenden Mythen immer wieder ganz ähnliche Muster. (vgl. Maria Muttergottes, Pachamama, Gaia, Frau Holle)

Und das ist interessant: Es liegt also nicht daran, ob ich in Deutschland oder bei den Aborigines aufwachse – es muss also einen anderen Grund für diese Vorstellungen geben!

Wir kennen diese Rollen, wir erkennen sie auch intuitiv. Wir suchen sie manchmal, sie geben uns eine Orientierung.

Kultur kommt aus der Archaik

Ohne die Grundsubstanz der Archaik ist die Kultur kalt und sinnentleert. Es ist eben kein Gegensatz, sondern ein Zu-satz, ein obendrauf und außenrum.

In der Psychologie spricht man von Abwehrmechanismen. Diese sind dazu da, miteinander in Konflikt stehende Tendenzen wie Triebe, Wünsche, Werte zu kompensieren. Es gibt unterschiedlichste Arten, psychologisch betrachtet, mit solchen archaischen Bedürfnissen (in der Kulturwelt) umzugehen. Der „edelste“ von ihnen ist die Sublimierung. Triebenergie wird auf andere (gesellschaftlich besser verträgliche) Ziele umgelenkt, wie Kunst, schöpferische Tätigkeiten, Produktion. – Jemanden zu zu Tode zu prügeln, nicht gut. Einen wütenden Song zu schreiben, besser.

Eine spekulative Idee, wie Kultur – auf psychologischer Ebene – entstanden ist: Als der Mensch in Clan-/ rudelartigen Gemeinschaften lebte, konnte er rein archaisch leben. Mit der Entwicklung zu einer Lebensform in größeren Gesellschaften bildete sich parallel dazu die Kultur heraus. Das eine kann nicht ohne das andere stattgefunden haben. Eine Zivilisation ohne Sprache ist nicht möglich; und Sprache, Kunst, komplexe Produktion ist ohne Gesellschaft/ Zivilisation nicht nötig.

Beispiel Höhlenmalerei: Wir wissen nicht genau, warum das Bison an die Wand gemalt wurde. Was aber sicher ist: es ist ein Ausdruck, der auf einmal zeitunabhängig ist. Er zeigt den Grundstein von Ratio, von Kultur. Er zeigt ein außerhalb des „jetzt“. Und bringt den Inhalt (Ich bin so stolz auf meinen Sohn, sein erstes Bison, Ich wäre auch gern mit auf die Jagd, hier gibt es keine Bisons mehr, das war das letzte.... Oder was auch immer) auf eine ganz andere Ebene.

Bei den Höhlenmalereien ist der Kontext verlorengegangen über die Jahrtausende. (War es damals nicht nötig, weiteres hinzumalen? Oder ist das nicht erhalten?)

Auch wir hochzivilisierten Menschen haben durchaus noch ein Gespür für die archaischen Gegebenheiten. Nur sind wir oft als Individuen im Gesellschaftskontext von der persönlichen Reaktion anderer abgeschnitten. Dafür haben wir dann andere Mechanismen entwickelt. Tabubrüche sind für uns genauso ein Thema wie für Hunde. In der Abstraktion durch die unpersönliche Gesellschaft wird auch unsere Herangehensweise abstrakter: In der Archaik ist der Diebstahl das Problem, in der Gesellschaft der Dieb. (kein Hund der Welt würde sagen du bist ein böser Hund weil du einen Tabubruch begangen hast. Sondern: Oh Tabubruch zack Reaktion (Grenze ziehen) und diese Grenze persönlich belegen).
Wir „Kulturwesen“ hingegen haben eine Rechtsform gefunden, wo die Person, die zum Dieb geworden ist, das Unrecht begleichen muss. Wir machen es nicht selbst, sondern haben eine Instanz, die den Dieb zur Rechenschaft zieht.

Kultur und Archaik sind keine Gegensätze
Kultur und Archaik als Gegensätze zu bezeichnen ist zu einfach, vielmehr sind es unterschiedliche Bereiche mit unterschiedlichen Aufgaben. Archaische Denk- und Lebensweise ist auf die Gemeinschaft und das Persönliche ausgelegt. Kulturelles Handeln und Denken auf die Gesellschaft von Vielen und das Überpersönliche.

Beispiel: Zahlungsmittel einzuführen war eine kulturelle Leistung, die in diesem Kontext auch unglaublich sinnvoll ist. Fängt man aber nun an, im archaischen Kontext Bezahlung einzuführen, verändert man den Kontext – und bewegt sich aus dem Archaischen heraus. Die Bereiche werden verwechselt oder noch schlimmer, gegeneinander ausgetauscht.

Man könnte jetzt noch tausende Bereiche aufzählen, wo die Trennlinie zwischen Archaischem und Kulturellem verläuft. Eins ist uns aber noch besonders wichtig, gerade auch in Bezug auf den Hund.
Meint man wirklich das, was man mit Worten sagt, oder nicht? Habe ich eine klare Absicht, ist all mein Ausdruck darauf ausgerichtet (Körpersprache/ Wohin bewege ich mich/Was tue ich), besitze ich nun zusätzlich die Fähigkeit, meine Absicht in die richtigen Worte zu packen, habe ich in einer zusätzlichen Ebene kommuniziert und kann noch besser verstanden werden.
Dort ist Kultur dann wirklich an der richtigen Stelle in der Kette und ein echter Zugewinn. Anders herum wird’s kritisch, wenn ich etwas in Worten sage und dabei aber eine andere Absicht habe. Der Hund ist dafür ein wunderbarer Kompass. Als unser Begleiter, der nicht zwischen den Ebenen springt, versteht er immer nur das, was ich auf der archaischen Ebene kommuniziere. Auf Gedeih und Verderb versucht er, in dieser Ebene mit uns Gemeinschaft zu schließen. Deswegen gibt es auch keinen ungehorsamen Hund.

Unsere Aufgabe ist es, Archaik und Kultur wieder in eine aufeinander aufbauende Kette zu bringen.
So kann ich authentisch in beiden Ebenen existieren.

~ Ute

Die Nase eines Hundes besitzt wahre Superkräfte

Heute geht es nicht um die Wurst, es geht um die ausgezeichnete Nase des Hundes

Die Nase eines Hundes besitzt wahre Superkräfte, so viel steht schon mal fest. Mit ihr kann ein trainierter Hund die Duft-Spur eines Menschen noch nach Tagen verfolgen, eine super Leistung wie ich finde. Diese Nase kann oder ist wiederum wichtig für uns und den Hund, manchmal auch im Zusammenhang mit der Wurst. Erfahrungen hierzu können sicher auch einige von Euch Lesern bestätigen. Ob der Misthaufen, oder die frische Fährte eines Wildtieres...

Ich selber habe jetzt ein ca. 1,5 jähriges Flat-Coated-Retriever-Mix Fräulein, nach ihrer
- rassespezifischen Ursprungsverwendung,
- nebst ihren und meinen manchmal auch ganz unterschiedlichen Interessen,
- und zu guter Letzt die Jagdhormönchen, die ab jetzt nicht nur die nächsten 1,5 Jahre einen hohen Stellenwert haben werden,

da hab ich mir gedacht, dass dieses Thema mal genauer betrachtet werden darf.

Ich möchte mit den folgenden Fakten dazu beitragen, dass wir besser verstehen können, warum das Tier so gut riechen kann. Da es sich ja völlig selbstverständlich durch sein und unser Leben riecht. Manche sind vielleicht von den Auswirkungen genervt, andere wiederum nicht, aber sicher wird uns einiges davon zum Staunen bringen.

Doch warum können die Vierbeiner eigentlich so viel besser riechen als wir Menschen?
Zum Glück haben sich zu diesem Thema andere Leute schon den Kopf zerbrochen, und ich habe dadurch jetzt die Möglichkeit, euch ein wenig aus dem Nähkästchen zu erzählen.

Überblickend kann man sagen, dass der Hund ein Makrosmatiker und wir Menschen Mikrosmatiker sind.

Ein großer Faktor der dazu beiträgt ist sicherlich, dass der Mensch seine Umwelt überwiegend mit den Augen wahrnimmt, dadurch sind unsere Schädel und Organe etwas anders aufgebaut.

Das Riechorgan der Hunde dient zu einem Großteil zur Orientierung, somit hat es den wichtigsten Stellenwert als Organ in ihrem Leben.Tja, viele Hunde haben nicht umsonst genauso wie ihre nächsten Verwandten, die Wölfe, und einige andere besonders duftsensible Tiere wie Füchse oder Rehe, so super lange Schnauzen.

Darüber hinaus kann eine Hundenase rechts und links voneinander unterscheiden. Das macht viele der Vierbeiner unter anderem zu so ausgezeichneten Fährtensucher.
Ganz ursprünglich betrachtet dient die Nase dazu, die potenziellen Beutetiere, Aas oder Bedrohungen usw. auch aus Kilometer weiter Entfernung zu wittern, und die anderen überlebeswichtigen Informationen buchstäblich aus ihrer Umwelt herauszufiltern. Dementsprechend komplex ist das Organ aufgebaut. Hunde können extrem geringe Konzentrationen von Gerüchen noch wahrnehmen.

Aufbau des Riechorgans vom Hund
Die Riechschleimhaut in der Hundenase ist 150 bis 200 qcm groß.
Zum Vergleich: Die des Menschen misst gerade einmal 5 qcm.
Die riesige Schleimhaut besitzt ca. 200 Millionen Riechzellen.
Die des Mensch ca. 5 Millionen.

Dackel ~ 125 Mio. Riechzellen, Schäferhund ~ 220 Mio. Riechzellen!

Dadurch kann die Hundenase deutlich mehr Duftmoleküle zeitgleich aufnehmen und analysieren. Auch das intensive Schnuppern trägt zur enormen Riechleistung der Hundenase bei. Mit einer Frequenz von 300 Atemzügen in der Minute bombardiert der Hund seine Schleimhäute über die ständig einströmende Luft geradezu mit Duftstoffen.

Ein weiterer großer Unterschied, der den Geruchssinn des Hundes so viel besser macht als unseren, ist die Größe des Riechkolbens (Bulbus olfactorius). Der Riechkolben ist der Teil des Großhirns, welcher die Informationen, die über die Riechnerven eintreffen, verarbeitet und weiterleitet. Er macht beim Hund etwa 10% des Gehirns aus, beim Menschen nur etwa 1%.

Hinzu kommt, dass Hunde ihre Sinne vollkommen anders miteinander vernetzen als Menschen. Die Nase an sich ist schon ein kleines Wunderwerk, hinzu kommt jedoch noch die optische Verbindung, die der Hund zu dem herstellt, was er gerade erschnüffelt.

Daneben trägt noch ein außergewöhnliches Organ zum feinen Geruchssinn und zur weiteren Wahrnemung des Hundes bei:

Das Jacobson’sche Organ

Das versteckte Riechwerkzeug des Hundes. Es liegt am Gaumen hinter den Schneidezähnen.
Ein Hund kann mit diesem Organ über die Zunge Stoffe in dem Fall Pheromone aufnehmen und diese zu den Riechzellen transportieren. Über eine kleine Öffnung sind Gaumen und Nase miteinander verbunden. Auf diese Weise wandelt er quasi Geschmack in Geruch um.

Oder andersherum: Er kann Geruch schmecken.So ist es den Hunden auch möglich die Gemütslage ihres Gegenübers festzustellen oder zu erkennen, ob eine Hündin läufig ist. Je nach Stimmung verströmt ein Lebewesen unterschiedliche Duftstoffe. So werden Informationen übermittelt via chemischer Kommunikation.

Die Riechtechnik ist auch nicht zu verachten. Um die Riechzellen nicht zu ermüden, atmen sie stoßweise. Mit ihren vielen kurzen Atemzügen gelingt es ihnen, extrem viel besser zu riechen als ein Mensch: Der Hund kann schätzungsweise eine Million verschiedene Gerüche unterscheiden, der Mensch "nur" 10.000.

Einsatzgebiete der Supernasen
Wir Menschen machen uns den hervorragenden Geruchssinn des Hundes mittlerweile in vielen Bereichen zunutze. Sie sind uns bei der Jagd auf der Suche nach Wild behilflich, Trüffelsuche, finden von Schädlinge für Bäume wie Wurzelpilze oder Borkenkäfer, Schimmelpilze in Wohnräumen, oder spüren Drogen, defekte Gasleitungen, Sprengstoff oder Minen in Minenfeldern auf.

Die Rettungshunde oder die Hunde beim Katastrophenschutz können vermisste Personen bis zu 3m unter Erde oder Schnee ausfindig machen, deshalb sind sie bei der Personensuche nicht mehr wegzudenken. Sogar manche Krebserkrankungen können Hunde anhand des veränderten Geruchs von z.B. in Körperflüssigkeiten entdecken. Andere Hunde werden wiederum gezielt darauf trainiert Menschen vor einem epileptischen Anfall oder einer Blutzuckerkriese zu warnen. Die Grenzen dessen zu finden, oder was noch alles möglich ist, damit wird die Forschung noch eine Weile beschäftigt sein.

Für uns, nicht nur für die, die mit ihren Hunden eventuell als Team die Nasenarbeit in irgendeiner Weise verrichten und verfolgen, ist es nützlich zu wissen, dass unsere Hunde gar nicht wissen, dass wir das mit unserer Nase nicht leisten können.

Es sollte dabei immer das Miteinander im Vordergrund stehen, und der Fokus darauf liegen, dass euer Hund verstanden hat welcher Teil davon für Euch wichtig ist.

Eine geschichtliche Nutzungsart des Geruchssinns von Hunden fand unter dem Regime der DDR statt: Von verdächtigen Personen wurden Geruchsproben gesammelt, zum Beispiel, indem sie beim Verhör auf ein spezielles Kissen gesetzt wurden, das dann luftdicht aufbewahrt wurde und so eine eventuelle Verfolgung durch Hunde ermöglichte.

Welcher Hund riecht am besten?
Nicht alle Hunde können gleich gut riechen. Langnasige Rassen haben einen besseren Geruchssinn als kurznasige Rassen. Tiere mit dunkel pigmentierter Nasenhaut sollen besser riechen können als Tiere mit schwach pigmentierter Nasenhaut.

Nicht jeder Hund besitzt ein enormes Talent zum Erschnuppern von Gerüchen, aber durch regelmäßiges Training kann sich die Riechleistung selbstverständlich verbessern.

Zu den besten Spürnasen mit ca. 230 Millionen Riechzellen zählen unter anderem z. B. der Deutsche Schäferhund, der Beagle, die Retriever, der Malinois oder auch Jagdhunde wie der Deutsch Kurzhaar oder der Pointer. Platz eins belegt jedoch der Bloodhound mit bis zu 300 Millionen Riechzellen!

Quasi Super Gau für den Hund: Verlust des Geruchssinns
Verliert ein Hund seinen Geruchssinn ist dies für ihn nicht so leicht zu verarbeiten. Menschen kommen auch ohne Geruchssinn gut zurecht. Für Hunde als „Nasentiere“ ist dieser Form der Wahrnehmung jedoch wie bis hierher bewiesen, essentiell. Daher sind häufig starke Wesens- und Charakterveränderungen die Folge. Das Interesse an ihrer Umgebung sinkt, sie werden lustlos und teilweise sogar apathisch.

Ein kleiner Beitrag von mir für Euch - Lg Karin

Quellen: Planet Schule, vtg –Tiergesundheit, mensch-tier-gesundheit.ch

Spielen – was steckt dahinter?

Spielen – Was steckt dahinter?

Schauen wir mal was die Bücher sagen.

Oftmals ist das Problem beim Lesen eines Fachbuches, dass was in einem steht, in einem andern Buch widerlegt wird oder eine ganz andere Ansicht über das Thema herrscht.

Beim Durchlesen mehrerer Bücher bin ich auf dieses Buch gekommen: „Auszeit auf Augenhöhe / Mensch-Hund-Spiel / Kleiner Einsatz mit grosser Wirkung“ Von PD Dr. Udo Ganslosser und Mechtild Käufer. Dieses Buch ist eine Zusammenfassung von weit über 30 Autoren (Wissenschaftlern), wobei ein grosser Teil von Marc Bekoff ist.

Bei soviel Wissen sollte ich doch gut beraten sein, ja das Buch ist eine interessante Kiste.

Hier meine Zusammenfassung mehrerer Bücher und meiner persönlichen Erfahrungen.

Der Biologe Marc Bekoff ist der Aufassung, dass bei sozialen Tieren die natürliche Selektion Betrüger aussortiert also jene, die nicht nach den ausgehandelten und akzeptierten Regeln spielen. Im Gegensatz dazu überleben und gedeihen Tiere wie Menschen besser, wenn sie fair spielen und den Moralkodex für das Verhalten in ihrer Gruppe lernen. Mit seiner Spekulation, dass sich mitfühlende Tiere erfolgreicher fortpflanzen und somit besser überleben, hatte Darwin vermutlich recht.

Im Spiel lernen Wolfswelpen schon Fairness und Kooperation und was erlaubt ist und was nicht. Sie erfahren, dass die Möglichkeit besteht, verletzt zu werden, wenn sie sich nicht an die Regeln halten und dass ihr Gegenüber die Lust am Spiel verliert, wenn sie zu rau und rücksichtslos sind. Ein wichtiges Merkmal des Spiels ist die Selbstkontrolle. Jungtiere lernen beispielsweise im Spiel, wie fest sie zubeissen dürfen. Erwachsene Wölfe können eine Beisskraft von 150 Kilonewton entwickeln, also bis zu 1,5 Tonnen pro Quadratzentimeter. Das ist die doppelte Kraft eines normalen Hundes. Grund genug also, diese Kraft zu drosseln. (Auszug aus dem Buch von Elli Radinger „Die Weisheit der Wölfe“)

Soziales Spielen

Einer der wichtigsten Voraussetzungen für Sozialspiel ist die Freiwilligkeit. Unfreiwilliges oder erzwungenes Spiel ist ein Widerspruch in sich.(Powen 2000)

Sozialspiel, darauf weist Marc Bekoff immer wieder hin, ist wegen seines sicheren Umfeldes und der fehlenden Zielgerichtetheit ein einzigartiger Freiraum, der die Möglichkeit bietet, neues Verhalten auszuprobieren und immer wieder anders und neu zu kombinieren. Dieses variantenreiche Experimentieren und Ausprobieren erlaubt eine Kreativität und Flexibilität im Verhalten, die es ausserhalb des Spiels nicht gibt. Deshalb fördern die im Spiel mit ihnen gemachten vielfältigen Erfahrungen die mentale Flexibilität, Kreativität und insgesamt die kognitive Entwicklung und Sozialisierung gerade ihres Welpen. (Paladin 2006/Burghardt 2005/Fredrickson 2004/Spinka et al.2001)

Spiel ist so ein optimaler Lernkontext.
Das hat mehrere Gründe. Der wichtigste Grund ist, das Spiel nur in einem sicheren Umfeld auftritt, d.h. Grenzüberschreitungen und Fehler keine Konsequenzen ausserhalb des Spiels haben, was das Ausprobieren und Variieren im Spiel erleichtert, eine Voraussetzung für Lernen. Ein Hundewelpen weiss nicht, wie fest es zubeissen kann, ohne den anderen Hund oder den Menschen wehzutun. Würde er im Ernstkontext- also ausserhalb des Spiels – das Beissen üben, hätte das üble Konsequenzen für beide Seiten, wie Verletzungen, langwieriges Meideverhalten oder gar sozialer Ausschluss. Es braucht also einen Freiraum wie das Spiel, in dem geübt werden kann, ohne dass echte Konsequenzen befürchtet werden müssen.

Ein wichtiges Merkmal des Spiels, das wesentlich zu seinem Reiz beiträgt, ist seine Unberechenbarkeit. Die Neugier (aktiviert die Belohnungszentren im Gehirn und führt zur Ausschüttung der Lerndroge Dopamin), als wichtiges Element jedes Spiels, sorgt zusammen mit den anderen Bestandteilen eines ausgewogenen Sozialspiels dafür, dass im Sozialspiel all die Dinge gelernt und trainiert werden, die für das Zusammenleben wichtig sind: z.B. Die Fokussierung auf den Spielpartner (Aufmerksamkeit), die nuancierte Kommunikation (kommunikative Kompetenz), der Rollenwechseln (Empathie) und das Selbsthandikap (Selbstkontrolle)

Spiel beugt Stress aber nicht nur vor, indem es den Umgang mit nicht vorhersehbaren, potentiell stressigen Ereignissen erleichtert, sondern es kann auch vorhandenen Stress dämpfen. Spiel wird von sozial lebenden Tieren zum Abbau von Spannungen und nach kurzfristigem Stress eingesetzt. (Held&Spinka 2011)
Stress steigert den Cortisolspiegel und die im Spiel produzierten Neurotransmitter, z.B. Oxytocin und die Endorphine sind natürliche Gegenspieler des Cortisols. (von Frijtag et al.2002)

Spiel ist kein Jagdtraining
Anders als Wissenschaftler, für die viele Funktionen des Spiels noch nicht geklärt sind, glauben manche Laien zweifelsfrei zu wissen, welchen Nutzen das Spiel für Jungtiere hat: Im Spiel bilden die Welpen eine Rangordnung und trainieren das, was sie als erwachsene Hunde brauchen, in erster Linie also „Jagen“ und „Kämpfen“. Was scheinbar so offensichtlich ist, stimmt trotzdem nicht. Obwohl Biologen zwischen den solitären Objektspiel und dem Beutefangverhalten kleiner Beutetiere tatsächlich Ähnlichkeiten (nicht Übereinstimmung) sehen, zeigen Welpen alle Elemente des Beutefangverhalten bereits im Ernstkontext, bevor diese Verhalten im Spiel auftaucht (Fox 1969)
Und Kojoten, die viel spielen, waren deshalb keine besseren Jäger (Vicent&Bekoff 1978)

Für mich ist klar, dass Tiere nach ihren vorgegebenen Anlagen spielen. Da der Hund vom Wolf abstammt, werden es sicher Spiele sein, die einem Beutegreifer im Alltag nützlich sind.

Spiel ist keine Rangordnungsrangelei
Auch die so einleuchtend klingende Behauptung, das Hundewelpen im Spiel die Rangordnung etablieren, wird nicht durch Daten gestützt, auch wenn Junghunde mit zunehmendem Alter – genau wie Menschenkinder – durchaus statusbewusster werden (Bauer&Smuts 2007/Smith 2015)

Sie suchen sich ihre Spielkameraden entsprechend sorgfältig aus und lernen im Spiel natürlich, wie sie mit den unterschiedlichen Rassen, Persönlichkeiten und Tempramenten der Wurfgeschwister oder anderen Welpen umgehen müssen.

Im echten Spiel gibt es dagegen kein ausserhalb des Spiels liegendes Ziel, deshalb scheint das Verhalten im Spiel funktionslos, sinnreicher oder albern. Gespielt wird ausschliesslich, um Spass zu haben und das so lange wie möglich. Deshalb muss im Sozialspiel dafür gesorgt werden, dass auch der Spielpartner genug Spass hat und in Spiellaune bleibt.

Spiel- versus Ernstverhalten
Das Spielverhalten unterscheidet sich vom Ernstverhalten, durch ein „Als ob“-Verhalten. Im Spiel wird nur so getan „als ob“ man kämpft oder jagt. Das wird beispielsweise daran erkennbar, das die Spieler nur sehr gehemmt angreifen, sie beissen z.B. nur in die Luft oder knabbern nur am Fell und sie verteidigen sich nur sehr ineffektiv. Im Jagdspiel wartet der Flüchtende so lange, bis der Verfolger ihm nah genug kommt und rennt erst dann weiter, usw.

Möglich ist diese kreative, variable Kombination und Variation der Verhaltensbruchstücke, weil Verhalten im Spiel die Zielgerichtetheit, die Endhandlung und der Ernstbezug fehlen (Meyer-Holzapfel 1956) und die Spieler aus einem viel grösseren Verhaltensrepetoire auswählen können.(Bekoff 2014a) Auch ist Spiel kein Wettbewerb.

Selbstbewusster durch Spiel
Die Bewegungen im Spiel ahmen natürlich Bewegungen ausserhalb des Spiels nach, aber in übertriebener Weise. Diese Bewegung wirkt sich nicht nur auf die körperliche Kondition, sondern auf das Selbstbewusstsein des Hundes aus. Durch die sehr unterschiedliche Bewegung in ganz verschiedenen, auch herausfordernden Situationen lernt der Hund seine körperlichen Stärken und Schwächen kennen und erweitert sein motorisches Verhaltensrepertoire. Bei der Suche nach der Funktion vom Spiel fanden Byers und Walker heraus, dass die Zeiten, in denen Jungtiere am meisten spielen, mit den sensiblen Phasen der Gehirnentwicklung zusammenfallen. Dies gilt besonders für die Synapsenbildung im Kleinhirn, das für die Feinsteuerung und Koordination von Bewegungen zuständig ist. Die Bewegung im Spiel unterstützt deshalb vermutlich dessen Entwicklung und den Aufbau von Muskelnfasern und den als Spannungs- und Stellungsmessfühler wirkenden Muskelspindeln. (Bekoff & Byers 1981, Byers & Walkers 1995, Byers 1998)

Neben dem Spass, bereitet das Spiel die Jungtiere auf das Leben vor. Nur im Spiel kann jede Rolle eingenommen werden und sich ein Gefühl für die verschiedenen Situationen entwickeln. Durch diese Wahrnehmung hat das Tier ein Potenzial, sich weiter zu entwickeln.

Spiel im sozialen Kontext
Das Spiel unter Hunden kann jederzeit von einem oder anderen Hund abgebrochen werden, es ist ja freiwillig. Als Parameter in der sozialen Kommunikation verhält es sich anders.Wenn der Rudelführer den Hund zum Spielen auffordert, soll dieser freudig mitspielen und sich auf seinen Chef einlassen, hier geht es neben dem Spass vor allem um die Beziehung.

Ein Hund spielt nur, wenn er sich wohl fühlt.
Das Spielen ermöglicht dem Hund, zusammen mit seinem Halter Risiken einzugehen, die ihn ausserhalb des Spiels überfordern würden und so kann er mit der Ermutigung durch seinen Halter über sich hinauswachsen. (vgl. Auszeit auf Augenhöhe)

Die einzige Regel des Spiels ist, dass es ein Spiel ist. Im Spiel können Sachen auch mal ausprobiert werden.

Bei den Spielaufforderungen gibt es ganz viele verschiedene Möglichkeiten:

  • Vorderköpertiefstellung / diese Stellung sieht man aber auch während des Spiels sehr oft als „Entschuldigung“ für übertriebenes Verhalten.
  • Anrempeln in Bewegung
  • In unterschiedlichem Tempo und mit Richtungsänderung auf einen anderen Hund zurennen.
  • Mit einem Gegenstand zwischen den Zähnen, provozierend und stolzierend vorbei laufen
    usw.

Nimmt das Gegenüber die Spielaufforderung nicht an, gibt es kein Spiel.

Gespielt wird sehr oft mit übertriebener Mimik (Spielgesicht) und Gestik. (Sie lassen sich zu Boden fallen, als würden sie gleich sterben) Die verschiedenen Bewegungen / Bewegungsabläufe / Verhalten usw. sind abhängig davon,

  • wie hat der Welpe spielen gelernt
  • welche Rasse
  • wie sehen die Spiele zwischen Mensch und Hund aus
  • usw

Zuerst ist es ein Zerrspiel um einen Stock, daraus wird ein Laufspiel und der Stock hat keine Bedeutung mehr. Spielen hat kein Ziel, es entwickelt sich nach den Ideen der Mitspieler. Die Rollen können jederzeit gewechselt werden, zwischen Jäger und Gejagtem, zwischen wer dominiert von oben und wer liegt unten. Damit alle Spass haben, muss gelernt werden, mit Handicap zu spielen.
Wenn der der 90 kg Mann mit seinem Rehpinscher ein Zerrspiel macht, muss er seine Kraft dosieren, sodass es auch dem Rehpinscher noch Spass macht. Im Laufspiel wird ein mittelgrosser Hund nie mit vollem Tempo davon laufen, weil sich sonst sicher nie ein Spiel mit seinem Frauchen entwickeln wird. Das Eskalationsrisiko dass das Spiel in einem Kampf endet liegt zwischen 0 – 5 %. Hauptgründe: keine Sozialkompetenz / keine Grenzen gesetzt bekommen. Mit solchen Hunden hat niemand Interesse, zu spielen.

Spieldauer
Spielbegnungen von Hunden sind häufig viel kürzer als menschliche Regelspiele und gerade die Mensch – Hunde Spiele, die sich aus Alltagssituationen ergeben, sind spontan aber kurz. Bei Welpen und Junghunden dauern sowohl Objekt- als auch Sozialspiele häufig nur Sekunden bis Minuten, meist im Bereich zwischen 10 und 30 Sekunden. (Günther 2009, Heine 2000)

Spielen ist nichts für Kontrollfreaks.
Es gibt Hunde deren Interesse ist es nur, ein Spiel zu unterbinden.

Bei den Menschen ist es genau so, Chefs, die nur bestimmen können, können nicht spielen. Beim Spielen muss man sich auf das Gegenüber einlassen, es ist ein miteinander etwas tun und kein delegieren, dass jemand etwas tut.

Ein Spielzeug einigemale irgendwo hinwerfen, mit der Aufforderung, der Hund soll es holen und bringen, hat nichts mit spielen zu tun.

Genau so Agility, Hunderennen usw., hier geht es um die Interessen der Menschen. Wie gesagt - Spiel ist kein Wettbewerb!

~ Beat