Mein erster Hund

Mein erster Hund
von Hubert Asam

Wie immer roch es nach Milch und nach Stall, nach gekochten Kartoffeln und das Mahlen der Zähne der Kühe in ihren Raufen war schon damals das schönste Geräusch der Welt für mich.

Nur das Miauen der kleinen Katzen in den Ställen der Bauern versprach noch mehr Abenteuer und wir durften sie immer suchen gehen, wir Kinder.

Bei meinem Großvater war ich meist das einzige Kind, ich kannte die Kinder dort im Dorf nicht.

Mein Großvater war ein so wundervoller kleiner, gebückter uralter Bauer. Mit einem grauen Zwirbelschnauzbart, immer eine blaue Kittelschürze um.

Meist stand er mit ein paar Kälbchen an der Seite des Stalles an der Fenster waren und ließ sie trinken.

An Schlachttagen, die für uns ein Fest waren, saß er neben der Drehkurbel der hölzernen Maschine, die die Rüben und die gekochten Kartoffeln zerhackte, die die Schweine zu fressen bekamen.

Ein Bolzenschuss, sagte man mir, das Tier ist dann betäubt.

Ich verstand es als Kind nicht, aber natürlich wusste ich, was schlachten bedeutet. Mein Großvater saß dann stundenlang an einem Eimer mit Blut und rührte und rührte damit es nicht stockte und bereitete so die köstliche Blutwurst vor, die es im Herbst zusammen mit Leberwurst und Kraut gab.

So erinnere mich an meinen Großvater, bei den Kälbchen, rührend am Eimer, bei den Tauben, die im Stroh wohnten. Oder in der Stube unter dem Säbel aus dem ersten Weltkrieg. Großvater wurde zweimal Kriegsteilnehmer, er wurde 1898 geboren und musste beide Kriege miterleben. Er mochte den Krieg nicht und hat viele Geschichten von der Menschlichkeit erzählt , die sie als junge Burschen versuchten zu bewahren in dem vollkommenen Chaos um sie herum. Was für ein Mann, dieser kleine gebückte Bauer. Ich liebte ihn. ER war gut zu den Tieren und gut zu den Menschen, war fleißig und übervorteilte niemanden.

Vielleicht beim Karteln, aber da durfte ich nie mit. Sonntag morgens fuhr ein weißes Nachkriegs-DKW Coupé, mit Zweitaktmotor und Haifischflossen, auf den Hof vor dem einfachen kleinen Bauernhaus in der Nähe von Dachau. Geranien, Misthaufen, Hundehütte, Straße und Bankerl. Besetzt mit anderen drei Altehrwürdigen, mit grünem Samthut und Tracht.

Opa kam in der Dachauer Tracht aus dem Haus und sie fuhren zum Wirt, Karten spielen.

Mari, Hubert und Opa bei der Kommunion

Im Dorf heißt die eine Hälfte Maurer und die andere Hälfte Asam, die Grabsteine auf dem Friedhof tragen kaum andere Namen, ein Paar Meyer gibt es noch. Bei seiner Beerdigung wurde ich ohnmächtig. Der Weihrauch sagte man.

Opa stand da, leicht gebeugt mit einem Lächeln wie warmer Regen, einem Blick der so freudvoll und hintergründig war wie nur sein Blick war.

Er begrüßte mich und ließ mich die Kälbchen mit füttern, das schmatzende Geräusch, der Stallgeruch, die Wärme, hätte ich eine Zeitmaschine, dahin würde ich gerne zurückreisen. Im Stroh lagen ein paar Kätzchen und daneben schlief sein Hund Wasti, ein Langhaardackel, wie es sie auf den Höfen viel gab.

Die Bauern waren auch die Jäger, die einen erlaubt und die anderen eben unerlaubt. Ein Dackel schadete jedenfalls nicht, wenn man über die Felder fuhr und immer ein Taschenmesser parat hatte oder wusste wo eine Flinte vom Krieg vergraben war.

Den Hof bewachten immer Schäferhunde.

Wie immer fragte ich ob ich eines der Kätzchen haben dürfte. „Da müssen wir die Mari fragen“. Die Mari war meine Mam. Man spricht es Maari aus. Mit viel a und wenig i.

Mist. Das war nie gut. Zwischen mir und den Tieren stand meistens die Mam. Nicht immer, ich hatte schon so manches Viehzeug angeschleppt. Kleine Katzen vor die Tür gesetzt und behauptet sie wären mir nachgelaufen beim „Miilihoin“, beim Milch holen. Die Bauern waren froh, sie waren sie los und ich war glücklich.

Sie ließ sich schon auch mal erweichen.

Der Großvater hörte sich auch gespannt meinen allergrößten Wunsch an: einen Hund haben zu wollen. Einen, der treu an meiner Seite wäre, der immer bei mir wäre, der mit mir durch die Wälder streifte, mit mir spielte und Abenteuer mit mir erlebte.

Weißt du denn, dass du mit einem Hund immer gehen musst und du immer für ihn da sein musst, Hubert? Ja natürlich wusste ich das, ich war schließlich ein Kind und niemand war stärker als ich oder schlauer. Jeden Tag war bestimmt morgen.

Ich bat inständig darum und man muss dazu sagen, dass es damals kein großes Ding war, einen Hund ins Haus zu holen. Es war eher selten, dass Hunde an Privathäusern waren, aber man machte kein großes Geschiss darum.

Bei uns im Dorf hatten die Bauern und der Jäger Hunde, dann gab es einen Lassie, also einen der Hunde, die man damals vom Katalog aus bestellen konnte nach dem Filmheld und einen Spitz und den Hund der Gräfin, einen dreibeinigen Kurzhaar, dem sie blind wie ein Maulwurf mit ihrem Golf das Bein abgefahren hatte. Sie jagte den Golf im ersten Gang mit 50 durchs Dorf, niemand wollte ihr verraten wo der zweite Gang des Autos war, vor allem der Hund hat dicht gehalten.

Mein Hund würde alles können, schwimmen und jagen und Stöckchen holen und eine Kutsche ziehen und Diebe aufspüren und gegen ihn war Lassie ein müdes Eichhörnchen.

Ich war ein nicht wirklich schüchternes Kind, aber Selbstbewusstsein sieht anders aus.

Mein Großvater wusste das, sein Sohn war früh verstorben, verunglückt mit dem Lastwagen und der Säugling, den er hinterlassen hatte, fragte ihn jetzt nach einem Hund.

Ich glaube, dass eine große Weisheit aus ihm sprach, als er sagte.

„Des kriang ma scho Hubert, werst seng“.

Das kriegen wir schon, wirst sehen.

Wenig später kam auch meine Mutter, die Maari in den Stall, um nach mir zu sehen, sie hatte alle Eier eingepackt, die sie mitnehmen wollte (das war immer der offizielle Grund für den Besuch des 40 km entfernten Hofs).

Schau mal Mam, was für schöne Kätzchen? Krieg ich eines? Das getigerte?

Das Gesicht meiner Mutter sprach Bände. Eher steht Winnetou von den Toten auf und du hörst die Glocken von Santa Fe, kleiner Bruder, als dass du eine dieser Katzen mit nach Hause nimmst.

Sie hatte diese seltsamen Strickhemdchen an, hellbeige oder weiß mit Zopfmuster, Wolle war das nicht. 70er Jahre Zeug eben. Ihre Frisur war immer eine Zeitlang frisch gefräst, dann kamen immer mehr Späne durch das Dickicht, die sie mit Haarwicklern und Rollbürsten wieder in etwas brachte, was man in den 70ern für Form hielt.

Diese seltsamen kurzen Ärmelchen und BHs die Brüste wie Panzer erscheinen ließen. Mir sagte das ja noch nichts, aber so spitz konnte das nicht wirklich sein, das fiel mir irgendwie sofort auf. Es passte nicht, das Zopfmuster zur Kittelschürze meines Großvaters. Großvater hatte auch einen Forellenteich. Es gibt nichts schöneres auf dieser Welt als einen Forellenteich am Waldrand und mein Opa steht dort. Oft, wenn wir heim fuhren, warfen wir noch etwas Futter in den Teich und durften aus dem Gewimmel einen der Zappelfische ziehen und mit nach Hause nehmen.

Ich liebe Fisch bis heute. Der Freund meiner Mam später mal mochte ihn nicht. Ich ihn auch nicht.

Das gefräste und gezopfte und toupierte und das Schnurrbärtige verschmitzte, gebeugte im blauen Kittel, das waren zwei Welten wie sie fremder nicht hätten sein können. Ich verstand nichts. Absolut nichts.

"Ja die sind ja noch viel zu klein, da nehmen wir dann eine mit wenn wir wieder kommen." Sagte Mam Maari.

„Wann kommt ihr denn wieder ?“ schnurrte es unter dem Bart meines Großvaters hervor und ich kann mich an die kleine Bewegung seines Mundwinkels für immer erinnern.

"In drei Monaten."

Damit war Großvater klar, die Kätzchen sind längst zu alt. Ich freute mich auf das nächste mal, ich würde ja ein Kätzchen kriegen. Wasti war in der Zeit aufgestanden und dackelte um meine Mam herum, es war ein wirklich sehr hübscher roter Langhaardackel. „Der Hubert hätte so gerne einen Hund“, sagt der Großvater plötzlich.

Totenstille. Old Shatterhand blickt in den Abendhimmel, die Glocken von Santa Fe läuten, ich kann sie genau hören.

„Ja aber das geht beim besten Willen nicht“, sagt Maari.

„Gell Maari, wenn der Wasti einmal Junge hat, dann kriegt der Hubert einen.“ Da lachte sie laut auf, sie war wirklich sehr erleichtert. „Ja freilich, wenn der Wasti einmal Junge hat, dann bekommt der Hubert einen Hund“. Sie war wirklich froh, aus dem Schneider zu sein.

Die Glocken, wie sie läuteten und wie sehr ich mich freute! Wie unglaublich, mein Glück war vollkommen. Ich werde einen Hund und eine Katze bekommen. In drei Monaten. Mein Leben war gerettet, für immer. Für immer und ewig.

„Vergiss nicht Maari, was man einem Kind verspricht, das muss man immer halten“ sagte Großvater zum Abschied. Seine Augen glucksten schier, sein Mund war ein einziges Lächeln, er strahlte auf eine ganz zurückhaltende Weise.

Opa, Hubert und Maari waren sehr glücklich, jeder auf seine Art.

Opa und Hubert wussten, dass Wasti eine Hündin war, Maari hatte damit nicht gerechnet. Großvater wusste, dass der Wasti und der Schäferhund vom Moar gerne gemeinsam Dinge in der Freizeit teilten.

Nach drei Monaten kamen wir zurück und es lagen nebeneinander 5 Welpen und 5 rotweiße Kätzchen im Stroh.

Was man einem Kind verspricht, das muss man halten.

Wally – Abenteuer Welpe

Wally - Abenteuer Welpe
von Gabi Kugler

Unsere Familie besteht aus einem Paar und einem erwachsenem Sohn, der momentan von Zuhause aus studiert.

Am 7. Februar 2020 ist Wally mit 9 Wochen bei uns eingezogen. Wally ist ein Flat Coated Retriever.

Gleich am ersten Tag durfte sie alles erkunden, was zum neuen Zuhause gehört:

Garten, Haus, alle Räume – bis auf Küche und Speisekammer. Die sind Tabu!

Wir erklären ihr, was sie wann aufnehmen darf, um darauf herumzukauen. Manches darf sie eben nie ins Maul nehmen, weil es kaputt gehen kann oder/und für sie gefährlich werden kann.

Einfach was vom Boden fressen ist auch nicht erlaubt. Das habe ich mir leichter vorgestellt, da ist Wally ganz schön hartnäckig. Aber Konsequenz zahlt sich aus!

Die ersten 10 Tage habe ich mit ihr auf dem Boden geschlafen.

Somit habe ich gleich gemerkt, wenn sie wach wurde und bin sofort raus gegangen. Als wir dann auch noch tagsüber schneller reagiert haben, hat es mit dem sauber werden gut geklappt. Das war gar nicht so schwierig.

Wally ist noch sehr skeptisch am Wasser. Vorsichtig geht sie rein. Gemeinsam überqueren wir den Bach! Sie weiß, wenn wir das gemeinsam machen, kann ihr nichts passieren!

Generell ist sie eher vorsichtig, orientiert sich an uns und wenn wir das okay geben, geht sie sehr vertrauensvoll an die neue Situation heran!

Dafür braucht es keine „Belohnung“! Das gemeinsame Meistern und das Zusammensein ist der Antrieb und Grund genug es gerne zu tun.

Was man nicht unterschätzen sollte, ist, was so ein Welpe alles für Ideen entwickelt, wo er überall rauf und runter springt, bevor man es sichert oder ihn stoppen kann. Unsere alte Mäggi wurde 15 Jahre und somit wurden wir von Wallys Temperament völlig überrollt.

Aber nun genießen wir so viel Leben in der Bude!

Unser voriger Hund kam erst im Alter von 3 Jahren in die Familie, sprich wir haben so eine lange Zeit in seinem Leben verpasst. Einen Welpen mit 9 Wochen (im günstigsten Fall mit 8 Wochen) aufzunehmen, bedeutet von Anfang an dabei zu sein. Alles was er ab dem Einzug in sein neues Heim erlebt, erlebt man mit ihm gemeinsam und erfährt so eine starke Bindung und Beziehung. So ein junger Hund läuft ohne Leine voller Vertrauen und Neugier mit einem mit. Da braucht es keine Bestechung. Die Motivation dafür, ist ihm als soziales Wesen in die Wiege gelegt. Man begibt sich selbst in diese Beziehung ohne Futter... (Konditionierung) dazwischen zu schalten. Das ist das natürlichste auf der Welt.

Wichtig ist auch, wie der Welpe von Geburt an aufgewachsen ist. Wally durfte mit ihren Vorbesitzern schon viele schöne Sachen erleben. Wir konnten sehen, wie alle Welpen eng aneinander geschmiegt – wie ein Wollknäuel – lagen, wie die Hündin alle säugte...

Das natürliche Aufwachsen bei der Mutter, die enge Bindung zu uns und die artgerechte Erziehung nach verhaltensbiologischen Grundsätzen ermöglichen diese besondere Beziehung zwischen Wally und uns.

Wally vertraut uns, egal was wir machen und wo wir sind.

Sitz“ ist eben sitz, egal ob in der Wiese, auf einem schiefen Brett oder auf dem Pferd...

Ein Dankeschön an den zuverlässigen Jerry!

Wally kommt gerne zu uns, auch wenn das Brett wackelt, oder die Wippe kippt. Sie freut sich, wenn sie es geschafft hat. Neue Situationen, die sie durch uns und mit uns meistert fördern ihre geistige und körperliche Entwicklung.

Um sie nicht zu überfordern, spielen wir sehr viel. Wir rennen, raufen und ziehen an einem Seil oder einem Stück Fell!

Anfangs hatte Wally wegen der Corona – Ausgangsbeschränkungen wenig Hundekontakt. Sie war bei zufälligen Hundebegegnungen sehr zurückhaltend, hat sich aber immer einwandfrei instinktsicher verhalten.

Durch die Lockerungen und regelmäßigen geregelten Kontakten ist sie nun auf den Geschmack gekommen und kann es kaum erwarten, bis sie mit dem anderen Hund spielen darf!

Wally ist nun 5 Monate alt und immer mit dabei.

Begleitet uns auf unsere „Abenteuer“...im Garten, am Bach, auf dem Rad...

Wally hat den Auftrag im Anhänger zu bleiben. Sie sitzt dort gerne, um was zu sehen. Wenn es zu lange dauert, kann sie sich hinlegen. Wir sagen ihr, wann sie wieder raus darf.

So viele gemeinsame Erlebnisse schweissen zusammen und wir genießen es, immer und von Anfang an, dabei sein zu dürfen!