Allora und Reto

Geschirr / Gschtältli vs Halsband

Geschirr, Halsband/ Leine inkl. Halsband

Ich möchte für alle Interessierte darstellen, wie wir die „kleinen Wölfe“ dieses Hilfsmittel auswählen und anwenden.

Ich wähle für die Kommunikation in meinem Alltag sowie bei der Arbeit eine Leine, Halsband oder evtl. auch mal das Geschirr als Hilfsmittel aus.

Tatsächlich ist mir das Wort Hilfsmittel wichtig, denn als etwas anderes wie z.B. als Manipulations-Gegenstand wird es nicht benutzt.

Das Halsband oder das Geschirr ist grundsätzlich nicht dazu da den Hund daran zu hindern wegzulaufen.

Ich erwähne das, da die Einstellung die wir haben, eben auch enorm wichtig für die Konstellation der Gemeinschaft ist.  Unabhängig ob es sich um das tägliche Zusammenleben oder auf eine spezifische Arbeit bezieht.

Zusätzlich sollte zur Auswahl natürlich das Ziel und die differente Handhabung des Hilfsmittels nicht vergessen werden.

Ein Beispiel für die richtige Wahl des Hilfsmittels:

Wenn ich mit einem Gummihammer eine Schraube in eine Betonwand hauen möchte, um ein Bild aufzuhängen, leidet nicht nur das Ergebnis darunter, es ist auch noch für alle Beteiligten höchst unbefriedigend, wenn das Bild am Ende nicht an der Wand hängt.

  1. Möchte ich mit dem Hund von A nach B z.B. im Fuß? Dann Halsband mit kurzer Leine
  2. Möchte ich Sucharbeit machen? Dann Geschirr oder Halsband
  3. Oder Zughundesport ausüben? Geschirr

Zu Punkt 1

Wenn ich z.B. den Hund exakt neben mir her führen möchte („Fuß gehen“), dann sollte die Entscheidung immer bei einem dünnen Halsband mit kurzer Leine liegen.

Das Halsband sollte 2 Ringe besitzen die groß genug sind, dass das Band sehr gut zu und wieder auf gleiten kann. Wenn es richtig angelegt ist (das Band gleitet zwischen mir und dem Hund von oben nach unten durch den einen Ring), leitet es den Impuls dort  hin wo er wirken soll. Das ist am Genick. Und nur so lange man ihn braucht. Kurz und knapp, ohne auf Zug mit der Leine zu kommen oder erst gar nicht in den Zug gehen. Je kürzer der Kontakt desto besser. Nur so viel wie es braucht. Damit das Prinzip gut funktionieren kann, darf von der Leine der Karabiner nicht zu schwer, aber auch nicht zu leicht sein. Dieser Hund läuft mit diesem angelegten Halsband auf der linken Seite „Fuss“.

Zu dicke, oder Halsbänder die von der Funktion anders konzipiert sind wie oben beschrieben, eignen sich nur bedingt dafür. Ein Geschirr eignet sich hierzu nicht *.

Um einen guten Impuls auslösen zu können, muss zusätzlich die Handhabung der Hilfsmittel klar und geübt sein, Es geht um Impulse und es darf kein Zug auf der Leine entstehen. Bei bewusster Handhabung hat es ebenfalls den Vorteil, dass die Körpersprache des Halters genauer sein kann.

Auch Leinen die direkt mit dem Halsband verbunden sind so wie bei Lautlosleinen ( den typischen Jägerleine meist aus Rundleder, diese haben eine gut gewählte dicke 6mm oder 7mm oder Retrieverleinen die etwas kürzer sind aber meist zu dick sind 8mm und dicker, eignen sich zur genauen Impulsgabe ebenfalls nicht. Sie sind nicht gut ausbalanciert, es fehlt das Gewicht um einen Impuls ausreichend weiterzuleiten. Der Impuls der über die Leine beim Hund am Hals ankommt ist zu schwach und ungenau.

 

Sucharbeit oder Zughundesport

Zu Punkt 2 und 3

 

Für die Sucharbeit oder den Zughundesport eignen sich Geschirre sehr gut, da man in diesem Fall den Hund vorne weg schicken möchte. Das Prinzip ist recht einfach

Druck erzeugt Gegendruck, je mehr Kontakt desto mehr Druck, also auch Gegendruck und Kraft von mir weg nach vorne. Ziehe ich an der Leine stemmt sich der Hund rein, dass passiert ganz automatisch.

Das ist auch der Grund weshalb sich ein Geschirr für die alltägliche Kommunikation nicht geeignet ist. Es hat zu viel Körperkontakt und sendet somit ein falsches Signal an den Hund.

 

Für die Suche kann man ein Halsband hernehmen, die Leine kann dann unter dem Hund zwischen den Beinen hinten durchgeführt werden. Hierfür eignen sich Halsbänder die einen Zug-stopp besitzen. Eventuell. kann diese Möglichkeit je nach Terrain die ruhige Arbeit beeinflussen.

Bei der Suche mit dem Geschirr ist die Leine gut aufgeräumt wenn die Öse für den Karabiner hinten oben am Geschirr angebracht ist. Das Geschirr mit einer Schleppleine bietet uns die Möglichkeit den Hund optimal bei der Suche zu unterstützen.

 

Für den Zughundesport sind die Geschirre meist optimal an die Bewegungsfreiheit und die Verteilung der Last konzipiert.

 

Ich hoffe der hier von mir beschriebene Vergleich der einzelnen Hilfsmittel für euch hat die Unterschiede gut hervorgehoben.

 

 

*Druck erzeugt Gegendruck, je mehr Kontakt desto mehr Druck, also auch Gegendruck und Kraft von mir weg nach vorne. Ziehe ich an der Leine stemmt sich der Hund rein, dass passiert ganz automatisch.

Catria Pferd Fohlen

Ein Fohlen steht auf

21. Mai 2020:

Hier seht ihr eine Bewegungsstudie eines Fohlens, es zeigt uns wunderbar wie ein gesundes Pferd aufsteht wenn es am Boden liegt.

Es ist eine Studie, die uns selbst auch zeigen kann, wie wir kraftschonend unsere Hebel und Gewichtsverlagerungen einsetzen können.

 

Der entscheidende Moment dabei ist, im Aufstehen das Gewicht von links nach rechts zu verschieben, um mit diesem Schwung den Teil der Hinterhand hochzuhebeln, auf dem das Fohlen lag.

 

Das Fohlen beginnt, wie jedes Menschenbaby auch, beim Aufstehen die Beine nach vorne zu schieben um ein Gegenlager zu haben und die Schulter nach oben zu drücken, dann kommt die Seitenverlagerung, mit dessen Schwung die Hinterhand zu bewegen ist.

 

Das Fohlen beginnt mit dem linken Vorderbein nach oben zu drücken und zieht damit das rechte Schulterblatt nach.

Es winkelt im „nachfassen“ das linke Bein an, um noch längeren Hebel zu bekommen, dadurch bekommt es die Hinterhand frei.

 

Es ist mehr eine Dreh- als eine Stemmbewegung.

Dann wird die Schulter nach oben gebracht, eine stabile Stütze gemacht um die Hinterhand unter die Wirbelsäule zu ziehen.

 

Perfekt und wunderschön leicht.

Mein erster Hund

Mein erster Hund
von Hubert Asam

Wie immer roch es nach Milch und nach Stall, nach gekochten Kartoffeln und das Mahlen der Zähne der Kühe in ihren Raufen war schon damals das schönste Geräusch der Welt für mich.

Nur das Miauen der kleinen Katzen in den Ställen der Bauern versprach noch mehr Abenteuer und wir durften sie immer suchen gehen, wir Kinder.

Bei meinem Großvater war ich meist das einzige Kind, ich kannte die Kinder dort im Dorf nicht.

Mein Großvater war ein so wundervoller kleiner, gebückter uralter Bauer. Mit einem grauen Zwirbelschnauzbart, immer eine blaue Kittelschürze um.

Meist stand er mit ein paar Kälbchen an der Seite des Stalles an der Fenster waren und ließ sie trinken.

An Schlachttagen, die für uns ein Fest waren, saß er neben der Drehkurbel der hölzernen Maschine, die die Rüben und die gekochten Kartoffeln zerhackte, die die Schweine zu fressen bekamen.

Ein Bolzenschuss, sagte man mir, das Tier ist dann betäubt.

Ich verstand es als Kind nicht, aber natürlich wusste ich, was schlachten bedeutet. Mein Großvater saß dann stundenlang an einem Eimer mit Blut und rührte und rührte damit es nicht stockte und bereitete so die köstliche Blutwurst vor, die es im Herbst zusammen mit Leberwurst und Kraut gab.

So erinnere mich an meinen Großvater, bei den Kälbchen, rührend am Eimer, bei den Tauben, die im Stroh wohnten. Oder in der Stube unter dem Säbel aus dem ersten Weltkrieg. Großvater wurde zweimal Kriegsteilnehmer, er wurde 1898 geboren und musste beide Kriege miterleben. Er mochte den Krieg nicht und hat viele Geschichten von der Menschlichkeit erzählt , die sie als junge Burschen versuchten zu bewahren in dem vollkommenen Chaos um sie herum. Was für ein Mann, dieser kleine gebückte Bauer. Ich liebte ihn. ER war gut zu den Tieren und gut zu den Menschen, war fleißig und übervorteilte niemanden.

Vielleicht beim Karteln, aber da durfte ich nie mit. Sonntag morgens fuhr ein weißes Nachkriegs-DKW Coupé, mit Zweitaktmotor und Haifischflossen, auf den Hof vor dem einfachen kleinen Bauernhaus in der Nähe von Dachau. Geranien, Misthaufen, Hundehütte, Straße und Bankerl. Besetzt mit anderen drei Altehrwürdigen, mit grünem Samthut und Tracht.

Opa kam in der Dachauer Tracht aus dem Haus und sie fuhren zum Wirt, Karten spielen.

Mari, Hubert und Opa bei der Kommunion

Im Dorf heißt die eine Hälfte Maurer und die andere Hälfte Asam, die Grabsteine auf dem Friedhof tragen kaum andere Namen, ein Paar Meyer gibt es noch. Bei seiner Beerdigung wurde ich ohnmächtig. Der Weihrauch sagte man.

Opa stand da, leicht gebeugt mit einem Lächeln wie warmer Regen, einem Blick der so freudvoll und hintergründig war wie nur sein Blick war.

Er begrüßte mich und ließ mich die Kälbchen mit füttern, das schmatzende Geräusch, der Stallgeruch, die Wärme, hätte ich eine Zeitmaschine, dahin würde ich gerne zurückreisen. Im Stroh lagen ein paar Kätzchen und daneben schlief sein Hund Wasti, ein Langhaardackel, wie es sie auf den Höfen viel gab.

Die Bauern waren auch die Jäger, die einen erlaubt und die anderen eben unerlaubt. Ein Dackel schadete jedenfalls nicht, wenn man über die Felder fuhr und immer ein Taschenmesser parat hatte oder wusste wo eine Flinte vom Krieg vergraben war.

Den Hof bewachten immer Schäferhunde.

Wie immer fragte ich ob ich eines der Kätzchen haben dürfte. „Da müssen wir die Mari fragen“. Die Mari war meine Mam. Man spricht es Maari aus. Mit viel a und wenig i.

Mist. Das war nie gut. Zwischen mir und den Tieren stand meistens die Mam. Nicht immer, ich hatte schon so manches Viehzeug angeschleppt. Kleine Katzen vor die Tür gesetzt und behauptet sie wären mir nachgelaufen beim „Miilihoin“, beim Milch holen. Die Bauern waren froh, sie waren sie los und ich war glücklich.

Sie ließ sich schon auch mal erweichen.

Der Großvater hörte sich auch gespannt meinen allergrößten Wunsch an: einen Hund haben zu wollen. Einen, der treu an meiner Seite wäre, der immer bei mir wäre, der mit mir durch die Wälder streifte, mit mir spielte und Abenteuer mit mir erlebte.

Weißt du denn, dass du mit einem Hund immer gehen musst und du immer für ihn da sein musst, Hubert? Ja natürlich wusste ich das, ich war schließlich ein Kind und niemand war stärker als ich oder schlauer. Jeden Tag war bestimmt morgen.

Ich bat inständig darum und man muss dazu sagen, dass es damals kein großes Ding war, einen Hund ins Haus zu holen. Es war eher selten, dass Hunde an Privathäusern waren, aber man machte kein großes Geschiss darum.

Bei uns im Dorf hatten die Bauern und der Jäger Hunde, dann gab es einen Lassie, also einen der Hunde, die man damals vom Katalog aus bestellen konnte nach dem Filmheld und einen Spitz und den Hund der Gräfin, einen dreibeinigen Kurzhaar, dem sie blind wie ein Maulwurf mit ihrem Golf das Bein abgefahren hatte. Sie jagte den Golf im ersten Gang mit 50 durchs Dorf, niemand wollte ihr verraten wo der zweite Gang des Autos war, vor allem der Hund hat dicht gehalten.

Mein Hund würde alles können, schwimmen und jagen und Stöckchen holen und eine Kutsche ziehen und Diebe aufspüren und gegen ihn war Lassie ein müdes Eichhörnchen.

Ich war ein nicht wirklich schüchternes Kind, aber Selbstbewusstsein sieht anders aus.

Mein Großvater wusste das, sein Sohn war früh verstorben, verunglückt mit dem Lastwagen und der Säugling, den er hinterlassen hatte, fragte ihn jetzt nach einem Hund.

Ich glaube, dass eine große Weisheit aus ihm sprach, als er sagte.

„Des kriang ma scho Hubert, werst seng“.

Das kriegen wir schon, wirst sehen.

Wenig später kam auch meine Mutter, die Maari in den Stall, um nach mir zu sehen, sie hatte alle Eier eingepackt, die sie mitnehmen wollte (das war immer der offizielle Grund für den Besuch des 40 km entfernten Hofs).

Schau mal Mam, was für schöne Kätzchen? Krieg ich eines? Das getigerte?

Das Gesicht meiner Mutter sprach Bände. Eher steht Winnetou von den Toten auf und du hörst die Glocken von Santa Fe, kleiner Bruder, als dass du eine dieser Katzen mit nach Hause nimmst.

Sie hatte diese seltsamen Strickhemdchen an, hellbeige oder weiß mit Zopfmuster, Wolle war das nicht. 70er Jahre Zeug eben. Ihre Frisur war immer eine Zeitlang frisch gefräst, dann kamen immer mehr Späne durch das Dickicht, die sie mit Haarwicklern und Rollbürsten wieder in etwas brachte, was man in den 70ern für Form hielt.

Diese seltsamen kurzen Ärmelchen und BHs die Brüste wie Panzer erscheinen ließen. Mir sagte das ja noch nichts, aber so spitz konnte das nicht wirklich sein, das fiel mir irgendwie sofort auf. Es passte nicht, das Zopfmuster zur Kittelschürze meines Großvaters. Großvater hatte auch einen Forellenteich. Es gibt nichts schöneres auf dieser Welt als einen Forellenteich am Waldrand und mein Opa steht dort. Oft, wenn wir heim fuhren, warfen wir noch etwas Futter in den Teich und durften aus dem Gewimmel einen der Zappelfische ziehen und mit nach Hause nehmen.

Ich liebe Fisch bis heute. Der Freund meiner Mam später mal mochte ihn nicht. Ich ihn auch nicht.

Das gefräste und gezopfte und toupierte und das Schnurrbärtige verschmitzte, gebeugte im blauen Kittel, das waren zwei Welten wie sie fremder nicht hätten sein können. Ich verstand nichts. Absolut nichts.

"Ja die sind ja noch viel zu klein, da nehmen wir dann eine mit wenn wir wieder kommen." Sagte Mam Maari.

„Wann kommt ihr denn wieder ?“ schnurrte es unter dem Bart meines Großvaters hervor und ich kann mich an die kleine Bewegung seines Mundwinkels für immer erinnern.

"In drei Monaten."

Damit war Großvater klar, die Kätzchen sind längst zu alt. Ich freute mich auf das nächste mal, ich würde ja ein Kätzchen kriegen. Wasti war in der Zeit aufgestanden und dackelte um meine Mam herum, es war ein wirklich sehr hübscher roter Langhaardackel. „Der Hubert hätte so gerne einen Hund“, sagt der Großvater plötzlich.

Totenstille. Old Shatterhand blickt in den Abendhimmel, die Glocken von Santa Fe läuten, ich kann sie genau hören.

„Ja aber das geht beim besten Willen nicht“, sagt Maari.

„Gell Maari, wenn der Wasti einmal Junge hat, dann kriegt der Hubert einen.“ Da lachte sie laut auf, sie war wirklich sehr erleichtert. „Ja freilich, wenn der Wasti einmal Junge hat, dann bekommt der Hubert einen Hund“. Sie war wirklich froh, aus dem Schneider zu sein.

Die Glocken, wie sie läuteten und wie sehr ich mich freute! Wie unglaublich, mein Glück war vollkommen. Ich werde einen Hund und eine Katze bekommen. In drei Monaten. Mein Leben war gerettet, für immer. Für immer und ewig.

„Vergiss nicht Maari, was man einem Kind verspricht, das muss man immer halten“ sagte Großvater zum Abschied. Seine Augen glucksten schier, sein Mund war ein einziges Lächeln, er strahlte auf eine ganz zurückhaltende Weise.

Opa, Hubert und Maari waren sehr glücklich, jeder auf seine Art.

Opa und Hubert wussten, dass Wasti eine Hündin war, Maari hatte damit nicht gerechnet. Großvater wusste, dass der Wasti und der Schäferhund vom Moar gerne gemeinsam Dinge in der Freizeit teilten.

Nach drei Monaten kamen wir zurück und es lagen nebeneinander 5 Welpen und 5 rotweiße Kätzchen im Stroh.

Was man einem Kind verspricht, das muss man halten.